Klimaschutz ist eine soziale Frage
Wir brauchen eine neue Klimapolitik. Eine, die ohne Belehrung und Schuldgefühle auskommt.
Eine, die auf Gerechtigkeit beruht.
„Wir müssen alle unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten“ – stimmt das?
Dieser Satz wird oft gesagt. Er klingt fair. Aber er verdeckt die Wahrheit.
Denn nicht alle haben die gleichen Möglichkeiten, umweltfreundlich zu leben.
Wer viel Geld hat, kann sich grün einkaufen:
Elektroautos, Solaranlagen, Bio-Lebensmittel, klimafreundliche Kleidung, neue Häuser.
Viele Menschen haben diese Möglichkeiten nicht. Sie leisten ihren Beitrag nicht durch Kaufen –
sondern durch Entbehrung.
Sie sollen sparen, verzichten, weniger fahren, weniger kaufen – obwohl sie sowieso schon wenig haben.
Das ist eine neue soziale Frage.
Diese neue Ungleichheit ist gefährlich. Nicht nur für den sozialen Frieden, sondern auch für die Demokratie.
Wenn Klimaschutz nur als persönliche Kaufentscheidung, als Lifestyle gilt, dann fühlen sich viele Menschen ausgeschlossen. Das spaltet das die Gesellschaft.
So wird Umweltpolitik zur Klassenfrage.
Deshalb gilt: Ökologie und Gerechtigkeit gehören zusammen. Ohne Gerechtigkeit verlieren wir beides.
Und wenn Umweltpolitik die Armen mehr belastet und die Reichen sich freikaufen, entsteht das Gefühl: „Diese Zukunft ist nicht für uns.“
Klimaschutz geht nur mit Gerechtigkeit
Wer nicht mitmachen kann, gilt schnell als: faul, ignorant oder mitschuld am Klimawandel.
So werden soziale Unterschiede auch zu moralischen Urteilen.
Das erzeugt Frust, Wut und Ablehnung. Ökologie wird unbeliebt, weil sie ungerecht erscheint.
Doch das Problem ist nicht Umweltpolitik, sondern wie sie umgesetzt wird. Es geht zu sehr um Konsum. Zu wenig um Gemeinschaft.
Sozialer und ökologischer Wandel
Es braucht neue Formen der Verteilung. Nicht nur von Geld – sondern von Möglichkeiten:
Statt nur Kaufanreize für Gutverdienende, brauchen wir:
- kostenlosen Nahverkehr
- faire Strompreise
- regionale Ernährung
- Grundversorgung für alle
Nicht als Appell, sondern als Recht.
Aber es geht um mehr als Geld.
Menschen müssen mitreden können. Zum Beispiel durch:
- Bürgerräte
- lokale Energiegemeinschaften
- Nachbarschaftsprojekte
Ein neues Bild von gutem Leben
Nachhaltigkeit kann auch heißen:
- weniger Stress
- bessere Nachbarschaft
- kürzere Wege
- gesünderes Essen
- mehr Zeit
- Aber das geht auch nur, wenn Zeit gerecht verteilt ist.
Denn ökologisch leben braucht:
- Zeit zum Kochen
- Zeit zum Reparieren
- Zeit für Gemeinschaft
Wer mehrere Jobs macht, hat diese Zeit nicht.
Wenn wir Gerechtigkeit mit Umweltpolitik verbinden, dann entsteht statt Zwang, ein Versprechen.
Ein Versprechen auf ein gutes Leben für alle.
Und das muss Aufgabe von Politik sein.




